Nach dem Doppel-Heimspielwochenende letzte Woche ging es für die Damen 1 der HF Köllertal zum ersten Auswärtsspiel im neuen Jahr ins beschauliche Bad Sobernheim. Was dort auf die Mannschaft wartete, war allen Beteiligten klar. Eine rutschige Halle mit lauten Fans sowie eine körperlich robuste Heimmannschaft, die mit langen, cleveren Angriffen das meiste aus dem bestehenden Harzverbot herausholt. Zwar ging man rein tabellarisch als Favorit in die Partie, man war aber vor der Heimstärke der Rheinhessen gewarnt, jeden ihrer bisherigen 5 Punkte holte die Mannschaft auf heimischem Boden. Zudem musste Coach Markus König krankheitsbedingt auf die beiden Spielmacherinnen Kira Martin und Louisa Otto sowie auf Linksaußen Klara Schumacher (Schulter) verzichten. Was die knapp 100 Zuschauer in der Dr. Werner-Dümmler-Halle dann an diesem Samstagabend geboten bekamen, war zwar kein handballerischer Leckerbissen, aber ein echter Thriller zur besten Sendezeit, bei dem sich unsere Damen über pure Moral einen sehr wichtigen Punkt sicherten.
Das Spiel begann wie erwartet als sehr ausgeglichener Schlagabtausch. Nachdem die Heimmannschaft mit 2:0 in Führung gegangen war, glich man schnell aus und schaffte nach gut 15 Minuten mit dem 7:8 von Hanna Spallek die erste Führung, was den Sobernheimer Coach Jan Philipp Lang zu seiner ersten Auszeit bewegte. Die Abwehr der Köllertaler stand in der Frühphase der Partie im Verbund mit Laura Müller im Tor prinzipiell sehr stabil, leider luden einige individuelle Fehler die Gegner zu einfachen Toren ein. Dennoch hätte man durchaus hier schon Chancen gehabt, die Weichen auf Sieg zu stellen, wenn man nicht offensiv zu viele einfache Bälle weggeworfen hätte. Dies sollte sich auch in der Folge leider nicht ändern. Auf einen guten Ballgewinn in der Abwehr folgte zumeist ein technischer Fehler in der Offensive. Dies bewegte Coach Markus König in der 22ten Minute beim Stand von 9:10 zu seiner ersten Auszeit, welche auch Früchte tragen sollte. Nachdem Franziska Teuscher zunächst noch zum 11:11 ausglich, sorgte ein gehaltener Strafwurf durch Laura Müller für einen Weckruf innerhalb der Mannschaft. Bis zur Pause konnte man sich auf 11:14 absetzen, was unter anderem auch an 2 weiteren gehaltenen Siebenmetern lag.
Auch nach der Pause hielt der Lauf der Köllertaler noch kurzzeitig an. Bis auf 11:16 konnte man die Führung ausbauen, es sollte der höchste Vorsprung einer Mannschaft in dieser Partie bleiben. Denn danach folgte leider der Einbruch. Nur gut 8 Minuten brauchte die Heimmannschaft, um beim 17:17 durch Carolin Schneider die Führung wieder zu egalisieren. Es war eine Kombination aus zähen Offensivaktionen mit einer katastrophalen Wurfausbeute sowie einer immer schlechter werdenden Abwehrleistung, die Sobernheim den Weg zurück in dieses Spiel ebneten. Dies war sicher auch der geringen Kaderbreite an diesem Tag geschuldet, musste man doch 60 Minuten mit nur 4 Rückraumspielerinnen agieren. Auch eine folgerichtige Auszeit von Markus König blieb zunächst erfolglos. Zwar konnte man den Lauf der Heimmannschaft kurzzeitig unterbrechen und das Spiel bis zum 20:20 ausgeglichen halten, 3 schnelle Fehlwürfe später und Sobernheim konnte bis auf 23:20 davonziehen, Markus König musste sein letztes Time-Out beantragen (49:42min). Dieses sollte nun die Wende bringen, nach 3 schnellen Toren kam man bis auf 24:23 heran, auch Heimcoach Jan Philipp Lang nahm eine Auszeit (52:34min). Was nun folgte, war ein regelrecht wilder Schlagabtausch, ganze 11 Tore sollten in den letzten 7 Minuten noch fallen. Immer wieder schafften es die Sobernheimer vorzulegen, was unsere Damen meist über ein schnelles Tor kontern konnten, da die Heimmannschaft aus unerklärlichen Gründen versuchte offensiv gegen unsere schnelle Mitte zu agieren. Hier war es vor allen Dingen Rechtsaußen Hanna Spallek, die immer wieder schön frei gespielt werden konnte und alle Würfe sicher verwandelte. Beim 28:27 ließ Sobernheim dann endlich mal eine Chance liegen, im Gegenzug glich Hanna Spallek aus, das Spiel war nun völlig offen (58:21min). Im folgenden Angriff bekam die Heimmannschaft einen Siebenmeter zugesprochen, der allerdings an den Pfosten ging (es war schon der 7. nicht verwandelte Strafwurf der Gastgeber). Nun hatte man also gut eine Minute vor Schluss auf einmal die Chance ein fast schon verloren geglaubtes Spiel doch noch zu gewinnen. Leider unterlief den Damen einer der vielen technischen Fehler, man warf den Ball weg und nach ihrer dritten Auszeit gelang den Sobernheimerinnen in Person von Meike Maschtowski 15 Sekunden vor dem Ende der vermeintliche Siegtreffer. Denn in der Rückwärtsbewegung verlor die Heimmannschaft ihre Zuordnung, Chantal Söther fand die komplett frei stehende Kreisläuferin Leonie Krebs, die den Ball mit Ablauf der Zeit im Winkel unterbrachte. Der Wahnsinn fand in einem leistungsgerechten Unentschieden sein Ende.
Nach dem Spiel gingen die Meinungen innerhalb der Mannschaft etwas auseinander. Während die einen von einem glücklichen Punktgewinn (was es letzten Endes bestimmt auch war) sprachen, haderten andere mit einem Punktverlust, da man ein solches Spiel nach einer 5-Tore-Führung niemals so aus der Hand geben darf. Was bleibt ist allerdings die unfassbare Moral, die unsere Damen auch in diesem Spiel wieder zeigten. Nach einem solchen Spielverlauf, mit einem sehr kleinen Kader, dem zwischenzeitlich sicher auch Tribut zollen musste, so zurückzukommen ist einfach nur stark und verdient Respekt.
Dennoch bedarf es am kommenden Wochenende einer deutlichen Leistungssteigerung in allen Mannschaftsteilen, denn es kommt mit dem SG OBKZ zum Ende der Hinrunde nochmal ein absolutes Topteam in die heimische Riegelsberghalle. Anpfiff ist am Samstag, 21.01, um 16:00 Uhr.
Für die HFK spielten:
Laura Müller, Jacqueline Nätzer (beide Tor), Hanna Spallek (7/1), Nathalie Wagner (4/1), Chantal Söther (4), Lisa Paquet (4), Jan Sehen (4), Yuliya Kucerova (3), Leonie Krebs (2), Anna Bossmann (1), Nadine Nothof
Siebenmeter: HFK 2/3, HSV: 3/10
Zeitstrafen: HFK 4, HSV 2